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Mittwoch, 11. Mai 2011

Gary Jennings, Marco Polo – Der Besessene

 
Für alle, die gute historische Romane lieben, ist dieser Roman ein Muss. Wem z.B. „Der Medikus“ gefällt, der könnte dieses Buch auch mögen. Wie auch beim „Medikus“ erzählt es eine Lebensgeschichte und ist zugleich ein Reisebericht aus längst vergangenen Zeiten. Zudem dürfte ein guter Teil der Handlung, weil historisch und biografisch, einen authentischen Anteil haben. Die Geschichte von Marco Polos Leben beginnt während dessen Kindheit im Venedig des 13. Jahrhunderts und wird aus der Ich-Perspektive erzählt.

Schon als Jüngling, kaum erwachsen, wird Marco aus Venedig verbannt. Marco, sein Vater Nico und dessen Onkel Mafio machen sich als Geächtete auf den Weg zum Ilkhan, dem Khan der Khane, denn ihm haben die Polos bei Ihrer ersten Reise versprochen mit hundert christlichen Missionaren zurückzukehren. Der Khan wird als überaus weltoffener aber auch kriegerischer Mongolenfürst beschrieben, der es ausdrücklich wünschte, dass alle Religionen innerhalb seines Reiches wie in einem Schmelztiegel miteinander verschmelzen. Es hat mich erstaunt, dass Marco Polo nicht als erster Europäer den langen Weg bis an die Ostküsten Chinas auf sich genommen hat, sondern vor ihm sein Onkel und sein Vater diese Reise bereits antraten. Nach über zehnjähriger Reisezeit kehrten die beiden wieder nach Venedig zurück, um sogleich mit Marco eine neuerliche Reise anzutreten, deren Dauer nun über zwanzig Jahre betragen soll.
 
Ihre Reise führt Sie quer durch alle Länder des Ostens. Kurdistan, Persien, über den Himalaya, Tibet, bis hin nach China an den Hof des Khans. Später auch nach Indien, Java und einige andere Länder. Die Lebens- und Reisegeschichte Marco Polos ist voller Exotik und birgt alle denkbaren Höhen und Tiefen. Hier ist alles miteinander verwoben: Liebe, Erotik, der Tod, Kriege, Grausamkeiten aber auch schöne Landschaften. Alle Völker und Kulturen, die die Polos kennenlernen, werden mit ihren teilweise sehr  sonderbaren Gebräuchen beschrieben. Interessant waren für mich auch viele Sprachwurzeln, die ich in den Sprachen dieser Völker wiederfand und die ihren Weg irgendwie in unsere Sprachen gefunden haben. Interessant sind auch einige Gebräuche und sogar Spiele (z.B das Kartenspiel oder die Ursprünge des Rouletts), die die Polos kennenlernen und teilweise später in Ihre Heimat mitnahmen. Ebenso auch viele Erfindungen, wie das Schwarzpulver, das Porzellan, diverse Heilmittel und viele andere Dinge, die manchmal sogar von Marco Polo weiterentwickelt oder verbessert wurden. Alles in allem eine lange und bunte Reise, die über 1000 Seiten lang ist. Oft kommt es zu äußerst brutalen Beschreibungen von Folter und Qual, von Vergewaltigung und Perversion in historischen Dimensionen. Dann gibt es aber auch Abwechslung in Form von romantischer Liebe in exotischen Ländern, dann wieder epische Kriege in denen das Leben von hunderttausend Menschen auf einem Schlag ausgelöscht wird.

Ich kann dieses Buch empfehlen, denn es ist kurzweilig geschrieben und gehört für mich zu jenen Büchern, die ich immer bei mir trug, um bei jeder Gelegenheit weiter lesen zu können.

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