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Sonntag, 20. August 2017

Der große Trip von Cheryl Strayed



Um es vorweg zu nehmen: Als ich dieses Buch in die Hand nahm und begann darin zu lesen, habe ich die ersten ca. 150 Seiten durchgelesen, ohne abzusetzen. Nach wenigen Tagen waren die 445 Seiten der Taschenbuchausgabe durchgelesen. Somit wäre die Kritik an diesem Buch vorweggenommen: Ein Buch, das mich ganz in seinen Bann gezogen hat. Doch zurück zum Inhalt.



Es handelt sich um ein biographisches Werk. Cheryl Strayed hat als Mitzwanzigerin eine schwere Lebenskrise: Ihre Ehe ist zerrüttet, die Mutter an Krebs gestorben und sie selbst am Rande einer Heroinsucht. Seit dem Tod ihrer Mutter reden die Familienmitglieder auch nicht mehr miteinander. Und Cheryl hält sich eher schlecht wie recht mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Die Wende kommt, als Sie in einem Outdoor-Laden an der Kasse steht. Eigentlich wollte sie nur einen Klappspaten kaufen. Doch dann fällt ihr ein Buch über den Pacific Crest Trail (PCT) in die Hände. Zunächst legt sie es zurück, nimmt es wieder in die Hand und kauft es. Der Beginn eines Selbstfindungstrips, der sie über 4000 Km zu Fuß vom Süden bis in den Norden Amerikas führt.

Es ist schon aberwitzig, wie die im Trekking unerfahrene junge Frau zu Beginn ihrer Reise ihren Rucksack packt, den sie in einer Hassliebe "das Monster" nennt. Da werden neben etlichen unnötigen Gegenständen (die Frau auf Reisen unbedingt braucht) auch noch zwölf Liter Wasser eingepackt, schließlich steht eine heiße Etappe bevor. Beim Lesen musste ich breit grinsen, als sie selbstironisch beschreibt, wie sie versucht den Rucksack auf ihrem Rücken vom Boden hoch zu wuchten, dieser sich aber keinen Zentimeter bewegt. Schließlich schafft sie es mit Tricks das Monster auf ihren Rücken zu bringen und tritt mit stacksigen Schritten schwankend aus ihrem Motelzimmer, um die ersten Schritte auf der vor ihr liegenden über 4000 Km langen Reise zu machen.

Ihre Reise führt Sie über verschiedene Klimazonen, von Wüsten über Wälder bis in Hochgebirge. Auf ihrem Trip lernt sie verschiedene Menschen kennen und es ist faszinierend, dass sich all diese Menschen auf dem PCT als spontane Gemeinschaft verstehen, die sich menschlich verbunden fühlen, ohne sich im Leben vorher gekannt zu haben. Es ist erstaunlich, wie sich diese Menschen auf einer zutiefst natürlichen menschlichen Ebene in der Wildnis solidarisieren.

Cheryl hat ihren Trip gemacht und daraus ist ein ehrliches Buch entstanden, das schonungslos eine Abrechnung mit sich selbst und ihrem bisherigen Leben beschreibt. Im Grunde wird eine sukzessiv voranschreitende Veränderung beschrieben, so dass sich biographische Elemente und Tourenbeschreibung mischen. Gerade das macht auch den Reiz dieses Buches aus, gewissermaßen ein Reisebericht mit Psychogramm.

Um nicht zu viel zu spoilern lasse ich an dieser Stelle offen, wie der Selbstfindungstrip von Cheryl endet. Wie Eingangs erwähnt, hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, insbesondere weil die Mischung aus Reisebericht, biographischen Elementen und Selbstfindungstrip ausgewogen ist. Ich kann allen, die an Reiseberichten und Outdoor-Erlebnissen interessiert sind, dieses Buch wärmstens empfehlen, aber nicht nur dieser Interessengruppe. Insgesamt ist es ein lesenswertes Buch, das es versteht den Leser in den Bann zu ziehen.

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